Die alte Frau und das Meer.

Liebste Katharina,

ich bin im Exil. Vor dem Kölner Irrenhaus in die mallorquinische Einöde geflohen. Und hier wieder der alte Effekt: Das Meer als Therapeutikum. Mit Blick auf das Meer löst sich alles. Kann man die Knoten im Hirn entwirren und stellt sich die Ruhe ein, die so oft fehlt. Die Wellen kommen und gehen und hypnotisieren einen, fegen den Kopf und das Herz aus. Abwechselnd den Blick auf das Wasser und mein Buch geheftet, komme ich endlich hier an und sortiere lose Enden.

Wie oft treibt man sich selbst vor sich her und spannt sich vor einen Karren aus Verpflichtungen und Alltagsbrei, verbietet sich, zu sein, wer man ist oder verleugnet Teile von sich?! Wie oft verteufelt man die eigenen Bedürfnisse als dämonische Abgründe?! Wäre es nicht an der Zeit, sich einzugestehen, wer man ist und das irgendwie sogar okay zu finden?! Ja, ich weiß, keine leichte Übung, aber immer davor wegzulaufen und sich selbst zu kasteien, hat den gegenteiligen Effekt. Dann tosen die Gespenster immer lauter in einem und gewinnen nach und nach die Oberhand.

All diese negativen Glaubenssätze, die wir alle irgendwann über uns selbst verinnerlicht haben, sollten doch zumindest überdacht werden. Man weiß doch schon gar nicht mehr, wer uns das eingeflüstert hat. So viel, von dem, was wir glauben, bedarf einer Bestandsaufnahme. Sich nicht mehr selbst in den Kopf kotzen, was man ja eh nicht kann, was  man ja immer wieder falsch macht, worüber man ja doch wieder stolpern wird… Vielleicht würde sich vieles davon gar nicht einstellen, wenn wir es nicht erwarten. Einfach sich selbst mal einen Vertrauensvorschuss gönnen.

Vielleicht geht auch alles gut. Und wird schön. Und kann passen. Und man kann sich vertrauen, auf seinen Bauch hören und auf sein Herz.

Ich sende Dir Grüße hier vom Strand mit Blick auf das Meer. Wir teilen diesen Soul-Place, das weiß ich. Und ich denke oft daran, wie schön es war, als wir gemeinsam hier waren.

Ich freue mich, Dich wiederzusehen.

Good vibes only.

Küsse,

Meike

2 Discussions on
“Die alte Frau und das Meer.”
  • Schöner Text! Gruß in die Einöde und eine Empfehlung zu den Glaubenssätzen, die uns „jemand“ eingeflüstert hat: „das innere Kind muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl. Am besten als Hörbuch – sehr eindringlich! Genieß das Meer, die Sonne, die Ruhe!

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