kamikaze.karma trifft: Daniela Römer von Startklar.

Liebe Katha,

vor einiger Zeit haben Sara (von Happy Planties) und ich uns überlegt, dass es schön und wichtig wäre, wenn sich unterschiedliche Frauen hier in Köln besser vernetzen. Frauen, die gerne auch mal eigene und ungewöhnliche Wege gehen. Frauen, die sich mehr austauschen wollen, kreative Ideen miteinander verwirklichen und von ihren Stärken und Ressourcen gegenseitig profitieren könnten. Und bei den Stärken kam dann Dani ins Spiel. Sie ist Stärken-Coach und hat für einige von uns ein Stärkeseminar abgehalten. Das war spannend, denn ich dachte immer, dass ich eigentlich schon ganz gut weiß, was mir so liegt und was nicht. Aber durch das Seminar habe ich doch nochmal deutlich gemerkt, wie wichtig es ist, sich klar zu machen, was man besonders gut kann und mag und wie man besser damit arbeitet.

Meine am meisten ausgeprägte Stärke ist WOO! Das heißt so viel wie Kontaktfreude, Menschen zusammenbringen, Leute kennenlernen, Netzwerken, sich austauschen. Begeisterungsfähigkeit und Kommunikation kamen dicht danach. Auch nicht verwunderlich, für Menschen, die mich kennen. Aber trotzdem: Als Autorin und Texterin arbeite ich die meiste Zeit alleine für mich (im Schlafanzug) zuhause und das ist vielleicht nicht ideal… Mal sehen, was da noch so kommt in der Zukunft. Ein paar Ideen habe ich schon… Vielleicht doch ne Kneipe?! 😉

Ich fand das alles sehr interessant und habe deswegen nochmal ausführlich mit Dani gesprochen:

Was wolltest Du werden, als Du klein warst?

Da ich meine ganze Jugend getanzt habe, wollte ich sehr lange tatsächlich Balletttänzerin werden. Bis ich gemerkt habe, dass das mit 1,83 wohl nicht ganz realistisch ist. Danach habe ich ständig geschwankt zwischen Anwältin und Journalistin. Hier war glaube ich mein Blick etwas getrübt von diversen Filmen, in denen beide Berufe immer etwas heroisches haben, in der Realität aber beides nicht wirklich zu mir gepasst hätte. Als Anwalt musst Du sehr detailorientiert denken können und als Journalistin schreibst Du leider nicht immer nur über Dinge, die Dich fesseln und die Welt verändern.

Wie war dann Dein tatsächlicher Werdegang?

Ich habe zunächst Germanistik und Anglistik studiert, da damals das Schreiben mein Berufswunsch war. Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass das nicht das Richtige für mich ist. Meine Gedanken sind absolut unstrukturiert und es kostet mich viel Kraft, sie zu sortieren. Ich habe damals bereits im Studium begonnen für eine kleine Personalberatung zu arbeiten und war dort für die Direktansprache von Bewerbern für große Kunden zuständig. Klassisches Headhunting oder Talent Sourcing wie es heute heißt. Damit habe ich auch meine ersten Berufsjahre verbracht bis ich 2010 ein Team in dem Bereich aufbauen und neu ausrichten sollte. Da hieß es Mitarbeiter einstellen, einarbeiten, Prozesse festlegen, Workshops und Trainings anbieten. Das war großartig, sobald aber alles soweit aufgesetzt war, wurde es langweilig. Ich habe dann noch 2 Jahre bei der gleichen Firma als Senior Beraterin gearbeitet und ganze Suchprojekte verantwortet. Also Bewerbungsunterlagen sichten, Interviews führen, Berichte schreiben. Dort habe ich viel gelernt, aber die Berichte haben mich auf Dauer zu viele Nerven gekostet. Ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits eine Coaching- sowie eine Trainerausbildung absolviert und wollte nicht mehr für die Auswahl und Bewertung anderer Menschen verantwortlich sein, sondern sie lieber dabei begleiten, ihre Ziele zu erreichen. Also habe ich zu einer kleinen Beratung als Karrierecoach gewechselt und wurde nach nur 9 Wochen ziemlich unsanft entlassen. In der Zeit danach habe ich viel nachgedacht und mich endlich getraut, meine Selbstständigkeit zu fokussieren.

Wann hast Du gemerkt, dass Du Dich selbstständig machen willst? Und was war zuerst da: Die Idee, WAS Du machen willst. Oder der Gedanke, DASS Du etwas selbstständig machen möchtest?

Die Idee DASS und WOMIT kam bereits 2012 während meiner Coachingausbildung. Das ging eigentlich Hand in Hand. Ich habe mich während der Ausbildung sehr viel mit meinen Stärken beschäftigt und erstmalig genau verstanden, was mich glücklich macht und wie ich Bestleistung erzielen kann. Und da dachte ich recht schnell; also wenn das jemand frühzeitig mit mir gemeinsam erarbeitet hätte, dann hätte ich viel gezielter nach meinen ersten Berufswegen suchen können. Das hätte mir viel Stress erspart. Und damit war die erste Idee geboren. Seitdem entwickeln ich eigentlich ständig neue Ideen wie die, die Stärkencoachings mit Outdoorelementen zu verbinden oder Unternehmen zu beraten, wie sie die Motivation und Leistungsfähigkeit Ihrer Mitarbeiter erhöhen können.

Wie kamst Du zum Stärken-Coaching? Wie würdest Du das jemandem erklären, der noch nie etwas davon gehört hat?

Wir leben in einer Zeit voller Leistungsorientierung und Selbstoptimierung. Und wir neigen dazu, uns immer mit anderen zu vergleichen und dabei sehen wir meist, was andere viel besser können als wir. Auch Unternehmen denken oft in Defiziten bei Ihren Mitarbeitern und wie man diese ausgleichen kann. Als ich in meiner Trainerausbildung erstmalig auf den Strengthfinder stieß, mochte ich die positive Psychologie hinter der Idee, dass jeder von uns ein einzigartiges Set an Stärken mitbringt, deren gezielter Einsatz uns besonders erfolgreich und gleichzeitig zufrieden macht. Wir sollten nicht ständig versuchen, allein an unseren Schwächen zu arbeiten, sondern zuerst schauen, was wir schon mitbringen und hier das verborgene Potential nutzen. Das soll nicht heißen, dass wir uns nicht weiterentwickeln sollen, ganz im Gegenteil. Nur sollten wir diese Weiterentwicklung in unseren Stärken suchen und uns bei unserer Berufswahl und Karriereplanung in eine bestimmte Richtung fokussieren. Das klingt so einfach, umso überraschender ist es, dass nur 25% aller Beschäftigten angeben, Ihre Stärken im Beruf einsetzen zu können.

Was ist das, der „Strengthfinder“?

Der Strength Finder ist ein webbasiertes Tool zur Identifizierung von Talenten. Nach der Beantwortung von 177 Fragepaaren erhält man sein individuelles Talentprofil bestehend aus 34 Talentthemen, die in einer individuell verschiedenen Reihenfolge angeordnet sind. Diese Talente sind laut dem Ansatz wiederkehrende Gedanken-Gefühls- und Verhaltensmuster. Setzt man sie gezielt ein und erweitert sie um Fertigkeiten und Wissen, entwickeln sich daraus Stärken. Das spannende daran ist, dass diese Talente, ähnlich wie ein Fingerabdruck, in ihrer Zusammensetzung sehr besonders sind. So liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer die identische Top 5 Reihenfolge wie man selber hat, bei 1:33.000000.

Was liebst Du am meisten an Deiner Arbeit?

Ich finde es toll zu beobachten, wenn Menschen den Aha-Effekt haben, in dem sie plötzlich erkennen, warum Dinge bisher so verlaufen sind, wie sie sind und wieso sie bisher oft unzufrieden waren. Auch liebe ich es, wenn jemand plötzlich total stolz und selbstbewusst aus einer Sitzung geht, weil er erkannt hat, dass das, was ihn persönlich ausmacht, nicht völlig banal sondern sehr besonders ist. Ich arbeite auch mit Langzeitarbeitslosen zusammen, die sehr lange keine Wertschätzung erfahren haben und immer völlig perplex sind, dass sie tatsächlich auch Stärken haben. Auf den Punkt gebracht: ich darf Menschen dabei begleiten, Ihr Leben zu verbessern und das liebe ich.

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Was für Hindernisse musstest Du überwinden oder überwindest Du immer noch?

Marketing und Vertrieb sind sicherlich sehr große Hindernisse am Anfang. Und ich kämpfe auch jeden Tag mit meinen „Schwächen“. Ich habe viele Ideen und stoße viele Dinge an, aber muss mich sehr disziplinieren um administrative Arbeiten zu erledigen, die einfach dazu gehören. Wenn man ein Webinar anbieten möchte, muss man ein Tool dafür auswählen und die Recherche hierzu habe ich bereits mehrfach begonnen, nur um bei der Fülle an Angeboten den Rechner wieder zuzuklappen. Auch arbeite ich noch Teilzeit in einem Angestelltenverhältnis. Das macht Spaß, nimmt aber viel Zeit weg für mein eigenes Unternehmen und ich muss mich immer wieder neu priorisieren.

Was würdest Du Menschen raten, die sich selbstständig machen wollen?

Zunächst sollte man einen Businessplan erstellen und eine genaue Marktanalyse durchführen. Die besten Ideen machen nur Sinn, wenn es eine Zielgruppe dafür gibt. Dann sollte man sich bewusst mit seinen Stärken auseinandersetzen und schauen, welche Aufgaben einem als Unternehmer aufgrund seines Stärkenprofils leicht fallen werden und wo es vielleicht Schwachstellen gibt. Meist ist es auch hilfreich, einen Partner ins Boot zu holen, der die eigenen Schwachpunkte mit seinen Stärken ergänzt. In jedem Fall ist es wichtig, sich vorab einen Plan zu erstellen und Meilensteine festzulegen. Sonst fällt die Priorisierung der vielen Aufgaben mitunter schwer und man verliert den Fokus.

Wie muss sich Deiner Ansicht nach die Berufswelt noch verändern, um die Menschen glücklicher zu machen?

Unternehmen müssen verstehen, dass ihre Mitarbeiter nur leistungsfähig sind und bleiben, wenn Sie Dinge tun dürfen, die Ihren Stärken entsprechen. Dies muss bereits im Auswahlprozess berücksichtigt werden. Oft sind Personaler noch sehr auf den Werdegang und die fachlichen Qualifikationen fokussiert. Viel wichtiger ist doch: hat der Bewerber die nichtfachlichen Kompetenzen, die es für den Job braucht und die zum Unternehmen passen. Mein Vorstellungsgespräch für den Job, in dem ich nach nur wenigen Wochen gekündigt wurde, hat genau 30 Minuten gedauert und mir wurden keine Fragen zu meiner Persönlichkeit gestellt. Nicht überraschend, dass es am Ende offensichtlich nicht gepasst hat. Auch spielt das Thema Stärken und Wertschätzung eine unter dem Aspekt des Fachkräftemangels immer größere Rolle, wenn es darum geht, die wertvollen Mitarbeiter lange an das Unternehmen zu binden. Und hier liegt der Hebel bei den Führungskräften, die dafür sorgen müssen, ihre Mitarbeiter nicht nur sorgfältig gemäß ihrer Stärken auszuwählen sondern auch weiterzuentwickeln. Die neuste Gallup-Studie zur Arbeitszufriedenheit sagt, dass nur 15% aller Beschäftigen angeben, in ihrem Job zufrieden zu sein. Das ist beängstigend. Bei den Menschen, die Ihre Stärken jeden Tag einsetzen können, liegt die Zufriedenheit bei rund 90%. Also müssen Unternehmen umdenken und ihr Talent Management auf die Stärkenorientierung ausrichten. Zusätzlich sollten bereits Schulen und Universitäten neben dem Besuch beim BIZ des Arbeitsamts mehr zum Thema Stärkenfindung anbieten.

Von was träumst Du?

Ich liebe es zu reisen und am Meer zu sein. Ich surfe seit 2010 und versuche jede freie Minute ins Wasser zu kommen. Ein Traum wäre es, eine gewisse Zeit im Jahr am Meer zu wohnen und dort zu arbeiten. Deshalb starte ich ja dieses Jahr mein Projekt „Surf Up Your Career“ in Portugal, bei dem ich Stärkencoaching und Surfen miteinander verbinden möchte. Ich wäre auch offen für ein anderes Land wie Skandinavien oder Kanada, einfach um mal etwas anderes kennenzulernen. Dort hätte ich gerne ein rotes Holzhaus direkt am Meer mit Mann und Kind. Und mein Unternehmen ist dann größer als heute. Ich habe vielleicht einen oder mehrere Partner, mit denen ich gemeinsam neue Ideen vorantreiben kann.

Danke, liebe Dani!

Wer Lust hat, mit Daniela zu arbeiten oder Fragen hat, findet den Kontakt auf ihrer Homepage.

Und wir, Katha, sollten uns auch ganz bald nochmal zusammensetzen und über unsere Stärken, unsere Schwächen und unsere Zukunft sinnieren… Das Leben geht weiter und schreit danach, gelebt zu werden.

Kuss zu Dir,

Deine Meike

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