Vom Fliegen, Stolpern und Tanzen.

Liebe Katha,

irgendwie ist der Sommer angekommen, zumindest meistens. Und wir sitzen zusammen auf Bänken in der Abendsonne, im Park am Wasser, auf meiner Terrasse bei Wein in der Dämmerung, und gucken auf das Leben, wie es mal wieder macht, was es will. Es reißt einen mit und schert sich nicht darum, welche Pläne man gerade noch hatte und in welche Richtung es gehen sollte.

Gerade Du weißt, von was ich spreche. Schmerz und Trauer halten sich nicht an Vorgaben, wie lange sie zu bleiben haben und wann sie einem die Brust zuschnüren. Es sind nicht gerade pflegeleichte Gäste, das weiß ich und kann ich sehen, wenn ich mit dir spreche. Aber ich bin sicher: Auch die Beiden werden weiterziehen irgendwann und Dir etwas da lassen, was Du auf eine Art nicht missen möchtest. Einen Rat oder eine Erfahrung, etwas, was Dich dann mit ausmachen wird. Und komplettiert.

Weißt Du noch, was ich zum Jahreswechsel zu Dir gesagt habe? Ich habe gesagt, dass ich irgendwie ganz tief in mir weiß, dass dieses verdammte Jahr 2017 uns durcheinander wirbeln wird, dass es das Jahr der Transformation wird. Und eventuell am Ende kein Stein mehr auf dem anderen steht. Selten war mir so mulmig vor einer Silvester-Nacht und vor einem neuen Jahr. Jetzt ist schon Mitte Juni und ich frage mich, wo die Zeit geblieben ist. Und was bitte noch alles kommen soll?! Zwischenzeitlich werde ich innerlich ganz still und habe das Gefühl, ich müsste die Augen weiter aufmachen, um endlich zu sehen, was dieses Jahr mir zuschreit, die ganze Zeit. Es will mir mehr sagen, aber gefühlt kommt gerade einfach nichts bei mir an. Ich habe die Ohren und die Augen zu, will am liebsten nur zu sehr lauter Musik tanzen und darauf warten, bis die wummernden Bässe alles in mir auflösen, was auf  Klärung wartet. Ich fliege durch die Tage, die Zeit rast noch mehr als sonst und es fühlt sich so an, als ob man so schnell läuft, dass die Beine nicht mehr nach kommen.

Zu unterscheiden, welche Entscheidungen keinen Aufschub mehr ertragen, zu sehen, welche der vielen Pläne, in die Tat umgesetzt werden müssen, zu wissen, für was die Energie nun gebündelt werden sollte, erschöpft mich schon, bevor ich einen Schritt getan habe. Einzig der Glaube daran, dass man sich zu Erkenntnissen niemals zwingen kann, beruhigt mich. Wenn der Zeitpunkt da ist, steht er vor einem und lässt sich nicht mehr bei Seite drücken. Egal, wie laut man die Musik aufdreht. Und so lange heißt es: Trust the process, enjoy the journey. Oder auch: Tanz, Herz, tanz!

Das Leben nimmt sich die Zeit, die es braucht, egal, für was.

Ich bin froh, dass wir auch in diesen Phasen miteinander lachen können, bis wir uns die Tränen aus den Augen wischen. Die Absurdität in allem sehen und unsere völlig nutzlose Rolle in dieser großen Scharade erkennen, die irgendwer mit uns spielt. Mit gutem Ausgang, da bin ich sicher.

Der Sommer ist gerade erst angekommen. Und bald fliegen wir wieder.

Deine Meike

 

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