kamikaze.karma trifft: Dirk und die Krimi-Küche

Meine liebe Katha,

seit dem ich freiberuflich arbeite, bin ich immer neugieriger darauf, was es noch so an kreativen Entwürfe gibt, wie man seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Wie andere Wege aussehen und was alles noch so auf einen warten könnte, abseits des Angestellten-Daseins.

Ich bin offen für alles und glaube fest daran, dass man in seinem Leben viele Dinge ausprobieren und manchmal auch neu beginnen sollte. Leb´hundert Leben in einem, oder so ähnlich… 😉

Und einer, der seine Leidenschaft zu seinem Beruf gemacht hat und dabei – meiner Meinung nach – auch einiges an Mut und Pioniergeist an den Tag legt, ist Dirk. Dirk und ich kennen uns nun schon eine ganze Weile und uns verbinden viele gemeinsame Abendessen, Club-Nächte, Museums-Ausflüge, Wein- Verköstigungen und Theater-Besuche. Und: Krimi-Spiel-Abende. Lustige, spannende, laute, leckere Krimi-Spiel-Abende. Was das ist?!

DSC01306Bei einem Krimi-Spiel lädt man seine Freunde und/ oder Familie zu sich nach Hause ein und man ermittelt quasi gemeinsam in einem Mordfall. Jeder nimmt dabei die Rolle eines Verdächtigen ein. Ein Gast ist der Täter (is klar, ne?), aber wer das ist, weiß niemand, nur der Täter selbst. Denn jeder Gast hat im Vorfeld individuelle Instruktionen zu seiner Rolle erhalten: Wer er ist, was er für Dreck am Stecken hat,  wie er aussieht, welche Macken er hat, was er vertuschen will und so weiter. Über den Abend verteilt erhält man dann weitere Infos, immer häppchenweise, so bleibt es bis zum Schluss spannend. Jeder muss am Ende seinen Tipp abgeben, wen er für den Mörder hält. Der Mörder selbst lügt natürlich was das Zeug hält.

Diese Abende sind immer ganz wunderbar und was ich am tollsten finde, ist, dass man immer wieder neue Facetten seiner Mitspieler kennenlernt. Jeder bringt ja doch sehr viel von sich selbst ein und das ist wirklich spannend. Je nach Zusammensetzung der Gruppe, entwickelt sich eine ganz eigene Dynamik. Egal, ob man alle Mitspieler jetzt schon ewig kennt oder ob Leute dabei sind, die man zum ersten Mal trifft.

DSC02372Dirk hat dieses Krimi-Spiel-Fieber aber nicht mehr los gelassen und heute macht er genau das beruflich: Krimi-Spiele! Um genau zu sein schreibt und vertreibt er diese Spiele. Und wer ihn – so wie ich – kennt, weiß, dass in  Dirk´s Kopf ein ganzes Meer aus skurrilen Ideen, möglichen Motiven, abgedrehten Charakteren und überraschenden Wendungen existiert. Nicht zuletzt die Liebe zu den kleinen, seltsamen Dingen, die das Leben so zu bieten hat, macht uns zu Freunden.

Trotzdem wollte ich jetzt nochmal genau wissen, wie er zu seinem Baby, der Krimi-Küche, kam:

Krimi-Spiele sind ja für die breite Masse immer noch eher unbekannt. Wie bist Du mit dem Thema in Kontakt gekommen? Wie hast du persönlich das erste Mal von einem Krimi-Spiel erfahren?

Dirk: Das ist schon lange her. Eine Freundin ist darauf gestoßen und hat zu einem Krimi-Spiel eingeladen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir darunter noch nicht viel vorstellen und hatte daher an diesem Abend nur zugeschaut. Und es war wirklich witzig! Es war klar, dass ich beim nächsten Mal unbedingt aktiv mitspielen musste!

Wie kam es dazu, dass Du selbst so etwas verfassen wolltest?

Dirk: Kurz nach dem ersten Krimiabend haben wir verschiedene Systeme und Spiele getestet. Wie beim ersten Mal, waren das stets amüsante Abende. Das lag aber zum größten Teil an den entstehenden Interaktionen miteinander und weniger an den Geschichten, der Vernetzung der Charaktere oder der Logik. Auch haben die verschiedenen Spielsysteme bei uns Fragezeichen hinterlassen, bzw trafen nicht ganz unseren Geschmack. Da gab es teilweise logische Schnitzer, zum Beispiel: Warum lässt ein Polizist die Zeugen am Tatort ermitteln? Warum erfahre ich als Mörder erst am Ende, dass ich die Tat begangen habe? Das war nach jedem Abend ein kleiner Wermutstropfen. Irgendwann habe ich daher im Stillen damit begonnen, Spiele und Geschichten nach meinen eigenen Vorstellungen zu kreieren.

Woher nimmst Du Deine Ideen? Ich weiß als Schreibende ja selbst, dass die nicht über Nacht plötzlich unterm Kopfkissen liegen…

Dirk: Das ist eine wirklich gute Frage! Oft fliegt mir eine kleine Grundidee zu, die mir Anlass zur Recherche und weiterem Spinnen gibt. Wenn die Story langsam etwas Fleisch an den Rippen gewonnen hat, geht es darum, sinnvolle Wendungen und verknüpfte Motive unschuldiger Charaktere zu entwickeln. Das Ganze ist ein sich entwickelnder Prozess, der sich bei jedem Spiel anders gestaltet und seine ganz eigenen Tücken hat. Sehr oft muss ich mich gegen Ende der Schreibarbeiten von meinen Herzensideen für ein Spiel trennen. Die versuche ich dafür in zukünftige Geschichten einzubauen, wenn sich eine Möglichkeit dazu ergibt. Und das funktioniert recht gut!

Was hast Du vorher beruflich gemacht? Soll heißen: Haste was Anständiges gelernt?!

Dirk: Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung zum Verlagskaufmann absolviert und habe auch für eine Zeit im Verlag gearbeitet. Danach habe ich zu einer Agentur aus dem Bereich Versandhandelsmarketing gewechselt. Mit dem Background war es für mich dann auch selbstverständlich, meine Krimispiele selbst zu verlegen und zu vertreiben.

Seit wann betreibst Du die Krimi-Küche?

Dirk: Die Krimi-Küche selbst gibt es seit Mai 2012. Innerhalb des folgenden Dreivierteljahres sind dann auch schon die ersten drei Geschichten erschienen. In den ersten beiden Jahren habe ich in der Krimi-Küche neben meinem Vollzeitjob gewirkt. Dann hatte ich die Gelegenheit, meine Stelle um die Hälfte zu reduzieren. Etwa anderthalb Jahre später, habe ich dann den Schritt in die vollständige Selbständigkeit gewagt. Es war einfach die Zeit dafür gekommen.

Was hattest Du für Ängste, bevor Du den Schritt gegangen bist, dich mit der Krimi-Küche hauptberuflich aufzustellen?

Dirk: Vielleicht war es ja etwas naiv, aber ernsthafte Ängste hatte ich keine. Die Krimi-Küche gab es zu dem Zeitpunkt ja bereits einige Jahre und ich hatte daher die Möglichkeit, ihre weitere Entwicklung einzuschätzen. Es war zwar keine wirkliche Angst, aber am Schrecklichsten fand ich den Gedanken, nach der Krimi-Küche wieder einen „normalen“ Vollzeitjob annehmen zu müssen. Das selbständige Arbeiten – sei es auch am Abend, am Wochenende oder im Krankenhaus – entspricht einfach viel besser meinem Naturell.

Was war Deine Motivation?

Dirk: Mein persönliches Glück. Ich halte es für ein besonderes Privileg, wenn man heutzutage voll und ganz die Möglichkeit hat, sich selbst zu verwirklichen. Dafür schraube ich meine finanziellen Ansprüche auch gerne herunter und das tut daher auch überhaupt nicht weh!

Das war aber bestimmt nicht alles easy von Anfang an, schätze ich. Was waren die Schwierigkeiten?

Dirk: Behördenkram, Buchhaltung, das verschachtelte Steuersystem. Ich persönlich finde, dass gerade wir, als jonglierenden One-Man-Shows im Aufkeimen, ein wenig mehr Vereinfachung, Verständnis und längere Fristen bekommen könnten.

Von was träumst Du? Was willst Du in den nächsten Jahren verwirklichen?

Dirk: Ich glaube, das wünschen sich fast alle: Ich würde gerne mehr von der Welt sehen und während der Reisen an neuen Krimispielen arbeiten. Ich habe auch weitere Ideen für die Krimi-Küche, die ich entwickeln möchte und würde zudem gerne den Roman schreiben, der in meinen Gedanken entsteht – für diese Dinge fehlt es momentan aber leider an Zeit.
Als leidenschaftlicher Cineast träume ich auch oft davon, im Alter aus reinem Interesse etwas in Richtung Filmgeschichte zu studieren und ein Wochenend-Festival im Kleinkunstkino um die Ecke zu organisieren.

Was rätst du anderen Menschen, die sich selbstständig machen wollen?

Dirk: Wenn Du wirklich, wirklich, wirklich Bock darauf hast: Mach es!
Habe immer einen Plan!
Lerne Kritik zu schätzen, einzufordern, zu differenzieren und auszuwerten.

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Katha, wenn Du wieder da bist, gibt es einen Krimi-Küchen-Abend, ja?! Wird gut!

Ich umarme Dich**

2 Discussions on
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