Liebe Katha,

bald geht es los bei Dir und ich werde Dich vermissen. Um so mehr hoffe ich, dass wir uns auf Deinem Trip sehen und ich Dich ein Stück begleiten kann.

Und damit Dir in der Zwischenzeit nicht langweilig wird, gebe ich Dir gerne ein paar Tipps, was Du Dir so als Lese-Munition auf Deinen Kindle Reader ziehen kannst. Du weißt ja, dass ich lieber bei der Papier-Version bleibe, aber ich verstehe auch, dass man bei sechs Monaten dann langsam Probleme bekommt, wenn man die Bücher schleppen will. Mir haben die elf Exemplare für Costa Rica gereicht…

Da man ja nicht wissen kann, nach was Dir in einem halben Jahr Lektüre-mäßig so ist, habe ich beschlossen, einen bunten Querschnitt zu wählen. Ein Potpourri der Literatur sozusagen. Alles, was mir so in die Finger kam.

Auf das es Dir an nichts mangeln wird, auch nicht an Büchern!

Alan Bennett: Miss Fozzard findet ihre Füße

Mir war der Autor Alan Bennett gänzlich unbekannt, obwohl er schon ne Weile auf dieser Erde wandelt. Bis mir zum Geburtstag ein kluger Freund dieses Buch schenkte. Bissig, skurril, unfassbar britisch und sehr genau beobachtet. Kleine Geschichten aus dem Alltag englischer (Spieß-) Bürger, die plötzlich Abgründe offenbaren, wie sie wahrscheinlich hinter jeder Liguster-Hecke lauern. Oder?! Seit ich dieses Buch gelesen habe, unterliege ich dem Zwang JEDES Buch von Bennett an mich zu reißen und zu kaufen, wenn ich eines sehe. Und keines hat mich bisher enttäuscht. Großartiger Mann. Ich komme ins Schwärmen, deswegen lieber weiter…

Sibylle Berg: Der Tag, als meine Frau einen Mann fand

Ich muss leider weiter schwärmen: Sibylle Berg! Ich verehre sie. Auch wenn sie oft böse und auf ihre Weise wahr bis an die Schmerzgrenze ist. In diesem Buch wechseln sich Rasmus und Chloe in den Kapiteln ab und geben ihre Sicht auf ihre Ehe und die Welt preis. Sie sind zwanzig Jahre verheiratet und kämpfen mit sich, der Vergänglichkeit, dem Stillstand, den Lügen, der Wahrheit, dem Alter, der Scheinheiligkeit und irgendwie allem. Die gute Sibylle entlarvt viel und wenn Du denkst, Du hast es jetzt, dann haut sie Dir am Ende noch mal voll einen vor den Latz und alles ist anders. Hallt lange nach.

Thees Uhlmann: Sophia, der Tod und ich

Der Thees hat ja bisher nur gesungen, jetzt hat er auch geschrieben. Oft geht so etwas ja auch schief und man murmelt so bei sich „Schuster, bleib bei deinen Leisten…“, aber hier hat das wunderbar hingehauen. Lustig, warmherzig, kurzweilig und niemals flach. Ich habe sehr oft laut gelacht, am Strand von Punta Uva, wo ich es gelesen habe.

F.Scott Fitzgerald: Der große Gatsby

Ich habe ja den Tick, dass ich keine Literatur-Verfilmungen gucke, wenn ich das Buch noch nicht gelesen habe. Weil der Film immer gegen die eigenen Bilder im Kopf abstinkt. Dann hätte man in diesem Fall immer Leonardo in der Birne, wenn man es liest. Mag für die einen erstrebenswert sein, für mich nicht (Aber nix gegen Leo…). Auch hier hat es sich meiner Meinung nach gelohnt, erst das Buch zu lesen. Ich hatte den Swing im Ohr und den Champagner auf der Zunge. Und auch hier ist vieles anders, als es scheint. Mehr will ich nicht verraten. Lies es!

Eva Menasse: Quasikristalle

Irre Idee: Menasse lässt die Biografie einer Frau ausschließlich von Außenstehenden beschreiben, aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. So setzt sich Kapitel für Kapitel ein Bild zusammen, wer diese Frau ist – oder eben auch nicht. Menasse zeigt sie als Tochter, als Mutter, als treulose Ehefrau, als Mieterin, als Patientin oder auch als flüchtige Bekannte. Was macht uns eigentlich aus? Wer sind wir? Wie werden wir gesehen? Spannend. Gut geschrieben.

Ich könnte noch ewig so weitermachen. Melde Dich, wenn Du mehr „Stoff“ brauchst.

Bis bald, Dein Buchladen-Opfer