Outfit-Hürden am Morgen eines Berufspendlers

Liebe Meike,

sieben Wochen für dich – vier Wochen für mich. Wahnsinn – nur noch vier Wochen bis ich in den Flieger steige und für ein halbes Jahr meinem Alltagsstress entkomme.

Ich erliege zwar nicht der Gefahr des Bademantel-Monster-Syndroms, jedoch birgt auch das Berufspendler-Dasein einige Outfit-Hürden. 6.30 Uhr klingelt mein Wecker. Ich habe ab da exakt 45 Minuten Zeit um geduscht, geföhnt und angezogen das Haus zu verlassen. Keine Minute länger. Der Bus wartet nicht. Die Kür – ich schaffe es noch einen Kaffee-To-Go in meinem Starbucksbecher vorzubereiten. Sobald ich die Haustür verlasse, sehe ich bereits den Bus am anderen Ende der Straße. Ein kurzer Sprint zur Bushaltestelle. Ärgerlich, bereits verschwitzt, obwohl der Tag noch nicht Mals richtig angefangen hat. Aber es ist ja nicht so, als ob nicht ein Ersatzdeo auf mich im Büro wartet. Das kenne ich schon. Läuft es schlecht, habe ich den Kaffeebecher nicht richtig verschlossen, und der Kaffee läuft mir nach meinem Sprint bereits den Ärmel runter. Ich habe nur 7 Minuten Zeit um ein Taschentuch in meiner Handtasche zu finden (warum sind Taschen eigentlich immer so groß – das Rätsel der Frauenhandtasche) und im Spiegelbild meines Handydisplays den Lippenstift aufzutragen. Der fällt nämlich in den 45 Minuten am Morgen leider meistens hintenüber.

Der Bus hält vorm HBF. Ein Blick auf die Uhr. Ich habe noch 5 Minuten, dann fährt der IC nach Köln ein. Die Anzeigetafel korrigiert – 10 Minuten Verspätung. Natürlich. Der Sprint zum Bus war also unnötig. Ich hätte den Späteren nehmen können. Nun gut, dann kann ich noch schnell bei DM meinen Vorrat an Dinkelmüsli aufstocken. Frühstück beläuft sich auf Joghurt mit Müsli im Büro vorm Laptop. Keine Ahnung, wie ich das sonst in meinen 45 Minuten zu Hause unterbekommen sollte. Die Schlange bei DM ist groß. Die Einkäufe klein. Ich scheine nicht der einzige Pendler zu sein, der den Gedanke der schnellen Besorgung hatte. Es wird knapp. Noch zwei vor mir in der Schlange.

Wieder ein Sprint, die Rolltreppe hoch zum Gleis – rechts stehen, links gehen – gerade ältere Leute mit riesen Koffern beherrschen diese Regel nicht. Das geübte Auge erkennt sofort, wer die alltäglichen Pendler sind und wer nicht dazu gehört. Unter den Pendlern gibt es unausgesprochene Regeln. Nicht den Koffer direkt nach Hinabsteigen der Treppe absetzen, oder bei Ankommen vor der Rolltreppe stehen bleiben um einen Blick auf die Anzeigetafel zu werfen, das stoppt den Menschenfluss!  Erst aussteigen lassen, dann einsteigen…

Ein Sprung in den Zug. Mist. Ist der Zug bereits eingefahren, findet man keinen Sitzplatz mehr. Da hilft nur noch Speisewagen. Sitzplatzgarantie für überteuerte 3,50 Euro (ein Cappucino). Ein Durchdrängeln durch den Gang, Regenschirme und Koffer versperren den Weg. Laufe ich überhaupt in die richtige Richtung? War der Speisewagen vorne, oder hinten?

Ah, ein Sitzplatz. Zum ersten Mal Entspannung am Morgen. Kopfhörer auf die Ohren und noch mal kurz die Augen zu. Meine Gedanken schweifen… F* ich habe den Kundentermin um 10 Uhr vergessen! War der heute? Ein Blick nach unten – ich habe Sneakers an! Noch mal nach Hause – zu spät. Ob das Ringelshirt ohne Blazer ausreicht? Der rote Lippenstift reißt es bestimmt raus. French-Chic halt. Wären da nicht die Kaffeeflecken am Ärmel…

Du siehst, auch ich kämpfe mit Hürden. Ist aber nicht so, dass ich das Homeoffice-Dilemma nicht kennen würde. Mein Liebstes sind dann spontane Video-Konferenzen… Nun ja, wie auch immer. Ich freue mich auf eine wundervolle und aufregende Zeit mit dir unter der Sonne Kaliforniens. Und unser einziges „Problem“ bei einem Milchkaffee am Morgen sollte sein, welche Sonnenbrille trage ich heute? 😉

Ich umarme dich.

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