Reset.
Liebe Katharina,
jetzt hat sich unser anberaumtes Treffen wieder verschoben, weil mich die Post-Karnevals-Viren fest im Griff haben. Ich sitze halb Mensch, halb Rotz vor meinem MacBook und kämpfe mich durch meine Jobs und meine To do-Listen.
Aber dieses knock-out war abzusehen und irgendwie sogar überfällig. Den ganzen Herbst und Winter habe ich mich damit gerühmt, dass ich gar nicht krank war. Immer schön draußen bei Wind und Wetter Sport gemacht, mit Yoga das Immunsystem angefeuert und mit gesunder Ernährung jeder Erkältungswelle getrotzt. Pah!
Doch jetzt ist es wohl Zeit für einen erzwungenen Reset.
Seit meiner Rückkehr aus Südafrika hatte ich keine Minute Zeit, hier wieder anzukommen. Direkt danach hieß es Kisten packen, Umzug innerhalb von drei Tagen. Raus aus der alten Bude, rein in die Neue. Nichts klappte, eine Pechsträhne, wie sie im Buche steht: Heizung zunächst in der neuen Wohnung kaputt, ein fieser Ex-Vermieter, der mit immer neuen Erpressungen um die Ecke kam, noch keine Küche, kein Internet, kein Nix. Und ich, das ordnungsliebende Etwas, welches doch immer frische Blumen auf dem Tisch braucht und wissen muss, dass die Nachtcreme unbedingt immer am selben Platz steht, wie sonst auch. Völlig verstört zwischen Kisten-Chaos und Unordnung.
Ein emotionaler Schleudergang. Ganz schnell befindet man sich in einer Abwärtsspirale und man fällt und fällt und fällt… Alles Mist. Alles mies. Und das bleibt auch so. Ganz sicher. Gerade noch unter dem weiten Himmel Südafrikas und dann plötzlich im Kölner Einheits-Grau. Aber wem sage ich das, Du weißt, von was ich spreche…
Da Vernunft nicht immer meine erste Wahl ist und ich meist leider recht impulsiv handle, habe ich mich dann auch nicht über Karneval zurückgezogen und mich erholt, nein! Ich war natürlich feiern, als ob es kein Morgen gäbe. Oder keine chaotische Wohnung. Oder ungelöste Fragen. Hossa und gib ihm. So kennt man mich 😉
Erst jetzt, zwischen Ingwer-Tee und Bergen von Taschentüchern, keimen wieder neue Erkenntnisse. Erst, wenn man merkt, wie erschöpft man ist und der Körper einen in die Knie zwingt, guckt man mal wieder genauer hin. Auf das Chaos um einen herum und auf das Chaos in einem drin. Und dann sortiert man sich gezwungener Maßen. Und bemerkt so einiges, was vorher nur so an einem vorbei rauschte. Dass man sich nicht mehr besonnen hat, auf die eigenen Stärken und Ressourcen. Man seine Ziele aus den Augen verloren hat, an nichts mehr glaubte und leichte Beute war für Augenwischerei. Dass man an sich und seinem Bauchgefühl gezweifelt hat, dabei hat man seinen Kompass immer bei sich. Immer. Tief in sich drin kennt man die Wahrheit und weiß, was wahr ist und was einem gut tut.
Wenn ich etwas in meinem fortgeschrittenen Alter gelernt habe, dann das: Wenn du ein schlechtes Gefühl hast, dein Leben aus den Fugen scheint und du dich selbst nicht mehr richtig sehen kannst, dann lass dir von niemandem einreden, dass du damit falsch liegst. Dass das nur in deinem Kopf passiert und du mit Gespenstern tanzt. Du liegst richtig. Zieh dich raus aus allem und sortiere dich neu. Sei trotzig. Sei unbequem und lass dich nicht vergiften. Denk daran, wer du bist und wer dich liebt. Welche Menschen dich positiv bestärken und dich wachsen lassen. Umgib dich mit ihnen und nimm dir Zeit für dich selbst. Im besten Fall ohne dicke Erkältung. (Und man kann nicht mal Netflix glotzen im Bett ohne Internet… ist das nicht der Gipfel der Grausamkeit?!)
Jetzt heißt es im März erstmal Detox, keinen Wein (oder nur ganz, ganz wenig…), keine Exzesse, viel Yoga, Meditation und Kultur für meinen Kopf. Ordnung innen und außen. Besinnen auf die eigenen Träume, viel Zeit mit Menschen, die einen lieben und die einem zur Seite stehen, egal, wie chaotisch gerade alles ist. Die, die mit einem den Inhalt der gesamten Geschirrschränke einpacken. Die, die einen zum Essen einladen, weil man immer noch auf die Küche wartet. Die, die sich um einen sorgen und immer ein offenes Ohr haben. Die, mit denen man Tränen lacht über die absurden Blüten des Lebens.
Liebe ins Leben lassen. Wahrhaftigkeit. Echtheit. Auf den Bauch hören und Menschen ausschließen, die das nicht leben. Dieser ganz einfache Grundsatz, der immer wieder gilt, den man aber in den Irrungen und Wirrungen immer mal wieder aus den Augen verliert und der einem manchmal dann erst wieder mit Nebenhöhlen-Entzündung und Fieber auf dem Tablett serviert werden muss. So weit muss man es aber nicht kommen lassen, um klar zu kommen.
Und Montag, meine Liebe, planen wir unseren nächsten gemeinsamen Trip! Ich hab schon wieder Fernweh…
Let love rule,
Deine Meike