Augen auf!

Meine liebe Katha,

ich verstehe sehr gut, was Du über die Wegbegleiter schreibst. Manche Menschen fallen irgendwann aus deinem Leben und oft ist man sogar erstaunt, wie wenig die Lücke schmerzt, die sie hinterlassen. Je älter man wird, desto weniger ist man bereit, Kompromisse zu schließen. Vieles lässt sich einfach nicht mehr weg lächeln, Zeit ist zu knapp für Bullshit und uninspirierte Langeweile. Manchmal finden aber auch Umlaufbahnen wieder zusammen, bereinigt und mit neuer Energie. Alles kann, nichts muss, wie man so schön sagt, ne?!

Trotzdem kommen auch immer wieder neue Menschen ins Leben. Trifft man zwischendurch auch wieder auf Begleiter, die einen berühren, zwischen all der Raserei durch Tage und Nächte. Hier und da bleibt auf einmal der Blick hängen, schälen sich Gesichter aus dem ganzen Wirbel und landen direkt in deinem Kopf oder in deinem Herz, im besten Fall. Und da sitzen sie dann und man fragt sich, was sie jetzt genau unterschieden hat, von all den anderen, die weiter gerast sind?! Zufall? Schicksal? War es ein anderes Setting oder ganz profan nur die Tagesform? Oder erkennt man die Seelen, die einem irgendwie vertraut sind? Wie kann es sein, dass man die einen sieht und die anderen nicht?!

Ich spiele ja oft mit dem Gedanken, dass jeder Mensch, der in dein Leben tritt, dir etwas mitgeben soll. Ob bewusst oder unbewusst. Der Eine legt den Finger in eine alte Wunde, die schon so lange schwelt, dass du gar nicht mehr wusstest, dass sie da ist. Und du zuckst plötzlich zusammen vor Schmerz und erinnerst dich, dass du da noch was zu tun hast. Der Andere gibt dir so viel Ruhe und Lachen, dass du dich fragst, wie das sein kann, weil man sich doch eigentlich kaum kennt?!

Man muss nur die Augen aufmachen und genau hinsehen, was es ist. Ich bin versucht zu glauben (oder zu wünschen), dass hinter all dem doch irgendein Plan steht… Ein verrücktes System, was uns zu dem Menschen macht, der wir sein sollen oder sein könnten, wenn wir aufmerksam bleiben.

Weißt Du noch, als wir uns das erste Mal gesehen haben? Das war ganz ähnlich: Irgendeine Erstsemester Veranstaltung  vor gefühlt hundert Jahren des Fachbereichs Kunstgeschichte. Tausend Studenten wuselten herum und ich war unfassbar genervt von 99% davon. Und dann sah ich Dich da stehen. Ich weiß noch, dass ich dachte: „Puh, Gott sei Dank! Die sieht irgendwie normal aus!“. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich Dich dann einfach angequatscht habe, aber es muss wohl so gewesen sein. Was auch schon seltsam ist, denn auch wenn man es nicht denken möchte: Ich bin bei so etwas eigentlich eher schüchtern… Tja, und seit dem sind wir irgendwie verbunden. Und auch da scheint sich irgendetwas im Universum gedacht zu haben: „Die Beiden!“

Wie gut, dass wir da die Augen aufgemacht haben.

Deine Meike

Leave A Comment

Your email address will not be published.