Kein Plan, aber Fragen.

Meine liebe Katha,

ich hoffe sehr, Du fühlst Dich wohl in meinem Zuhause und kannst ein bisschen zur Ruhe kommen und Dich auf Deinen Alltag vorbereiten. Wobei: Wenn ich richtig rechne, hattest Du schon Deine ersten Arbeitstage. Ich bin sehr gespannt, was Du berichtest. Die Tage zerfließen hier, zumindest kann ich ohne Blick auf mein Handy nicht mehr genau sagen, welchen Wochentag wir haben. Dabei bin ich jetzt erst gut anderthalb Wochen weg… Noch zwei Wochen liegen vor mir, aber meine Augenringe sind bereits etwas verblasst. Ganz gehen die in meinem fortgeschrittenen Alter und bei meinem Hang zum Exzess eh nicht mehr weg… Die Hoffnung habe ich aufgegeben (Darauf noch ein Glas!). Mein Teint ist allerdings von leichenblass zu kalkweiß aufgestiegen. Hossa.

Wenn man so eine Reise zuhause vor dem Laptop plant, hat man meist ganz andere Vorstellungen von den einzelnen Stationen. Und dann, wenn man plötzlich dort angekommen ist, was wochenlang nur Sehnsuchts-Idee war, ist alles irgendwie doch ganz anders. Geplante Highlights werden zu Randnotizen.  Als kurze Zwischenstopp geplante Übernachtungen, werden auf einmal zu Glücksmomenten.

Da war sie wieder: Die Einsicht, dass die meisten Pläne im Leben einfach für den Arsch sind. Da, wo du glaubst, dass das Glück gar nicht mehr aufhört, dich zu drücken, wartet nur Einerlei. Und da, wo du nichts gesucht und nichts erhofft hast, ist plötzlich Licht und Liebe und Wahrhaftigkeit und all der Scheiß… Auf Reisen, wie auch sonst. Da sag noch einer, Reisen bildet nicht.

Die Kogman & Keisie Guest Farm war so ein Ort. Nichts wollte ich da finden und war dann begeistert von diesem Geist, der dort herrschte. Und auch das ist etwas, was ich immer wieder merke: Es ist auch und vor allem der Spirit eines Ortes, der einen in seinen Bann zieht. Und man kann sagen, was man will: Dort, wo Einklang mit der Natur, Toleranz, Liebe und ein bisschen Hippietum gelebt werden, ist meist mehr Schönheit zu finden, als an all diesen bonzigen Luxus-Spots. Ich bin  aus dem Alter raus, in dem mir jeder Komfort egal ist (Ja, ich gebe es zu, dieses Alter gab es nie… 😉 ), aber immer mehr lerne ich auf meinen Reisen, dass die besonderen Orte auch immer von besonderen Menschen betrieben werden. Karma eben. Liebe. Die Kogman & Keisie Guest Farm ist so ein Ort… Immer wieder, gerne länger.

Die Route 62 hat mich berauscht mit der Weite der Little Karoo, einer Halbwüste. Unfassbar schöne Landschaften, Sehnsuchtsort, Licht und Schatten, Schildkröten und Affen. Ich weiß, dass ich ganz bald wieder hierher kommen werde und dann werde ich der Little Karoo mehr Zeit widmen.

Man kann eben nichts planen, mein Credo. Genießen, mitnehmen und versuchen immer mehr über sich selbst und die Welt zu lernen.

Trotzdem bleiben Fragen offen:

  • Gibt es wirklich Menschen, die ihre Klamotten in die Schränke der Unterkünfte einräumen? Oder leben alle aus der Tasche und nach der Explosions-Praktik (Heißt: Alle Klamotten im Raum verteilen), so wie ich?!
  • Warum glauben Menschen, dass sie im Urlaub plötzlich in einem atmungsaktiven Sporttrikot, kurzer Badeshorts und Flip-Flops adäquat gekleidet sind, um ein Restaurant zu besuchen?
  • Gibt es so etwas wie Reise-Autismus?
  • Warum macht mich ein wunderschöner Sternenhimmel traurig?
  • Welchen magischen Botenstoff senden Hundeohren aus, dass man beim Kraulen der selbigen sofort zufrieden lächeln muss?
  • Machen der Wind und das Licht Südafrikas süchtig? Und gibt es für diese Sucht in Deutschland Substituitionsprogramme?
  • Wann lerne ich, dass ich spätestens nach Woche eins keinen Bock mehr habe, mir die Fingernägel zu lackieren oder mir nen Lidstrich zu ziehen und ich den ganzen Scheiß getrost zuhause lassen kann? Verwahrlosung ahoi.
  • Werde ich wunderlich, weil ich immer wie eine Dreijährige Steine, Federn und Blätter sammle und sie wie Schätze mit nach Hause schleppe?
  • Wie teuer ist eine Blutwäsche?

Du merkst: Ich brauche noch ne Weile.

All my Love,

Meike

 

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