Lass es los.

Meine liebe Katha,

so froh bin ich, dass wir uns jetzt wieder so oft sehen können, wie wir möchten. Bei Dir in der Südstadt zu übernachten fühlte sich schon wie ein kleiner Urlaub an. Und Du hast Recht: Die unzähligen Weinflaschen, die wir dann vor Deinem Geburtstag an meinem neuen Esstisch gekillt haben, am nächsten Tag leider nicht mehr so sehr… So der so: Wir sind wieder vereint an einem Ort, um die Alltags-Dramen gemeinsam zu meistern, uns mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und den Frühling in Köln zu begrüßen. Und wenn ich mir etwas wünschen darf, dann genau das: Dass wir uns noch als alte Damen kichernd über die ein oder andere Episode austauschen werden. Vieles kommt und geht, wir bleiben hoffentlich partner in crime.

War ich vor ein paar Wochen noch verschnupft und angestrengt von den miesen Großstadt-Vibes, hat jetzt die Sonne mein Herz aufgewärmt und ich versuche es mit einer seelischen Frischzellen-Kur. Raus mit der Negativität. Quasi schlechte Gefühle fasten, wenn Du so willst.

Immer wenn ich bemerke, dass ich abdrifte in negatives Gedanken-Gut, halte ich ganz bewusst inne, atme tief durch und sage mir: Loslassen. Lass es los. Und soll ich Dir was sagen?! Es hilft tatsächlich. Ich bin selbst ziemlich baff, wie billig dieses Handwerkszeug ist, aber es funktioniert. Immer wenn ich mich selbst unter Druck setze, meine eigenen Erwartungen an mich wieder mal Purzelbäume schlagen, bete ich mir mein neues Mantra vor: Loslassen. Auch wenn ich andere bewerten will, wenn ich mir einen Kopf mache, welche Intentionen irgendwer verfolgt oder ich mich in Hypothesen versteige, mache ich mir klar, dass das nicht meine Baustelle ist. Jeder bastelt sich seine eigene Welt, oder seinen eigenen Alptraum, wie auch immer. Und jeder sucht am Ende nur Liebe, wenn man es mal so ganz hippieesk betrachten möchte.

Vielleicht ist der Schlüssel zur Entspannung auch eher die Tatsache, dass ich mich so genau beobachte und deswegen dieses Mantra funktioniert. Weil mir dadurch schneller auffällt, wenn schlechte Gefühle aufkommen und man sie dadurch reduziert. Ich weiß es nicht. Aber es funktioniert, also bleibe ich dran.

Den Fokus auf sich legen. Bei sich bleiben. Und dadurch mit viel mehr Ruhe und Gelassenheit auch mit seinen Mitmenschen umgehen können. Ich spüre, wie mild ich plötzlich auf meine Umwelt blicke. Ich dulde keine Energie-Vampire mehr an meiner Seite und bemerke, dass diese vermeintliche Kontrolle nur Selbstbetrug ist. Loslassen. Es ist ganz einfach. Ich freue mich an meinem Leben, der Liebe darin, an den wunderbaren Menschen, an der Zeit, die ich mir für all das nehme, wenn ich es mir bewusst mache. Das Verrückte an diesem Leben ist doch, dass die wirklich schlimmen Dinge immer die sind, an die Du sowieso nicht gedacht hast in Deinen sorgenschweren Minuten. Sondern die passieren dann einfach und zerreißen Dein Herz und Deinen Kopf an einem gewöhnlichen Mittwoch-Nachmittag, zwischen dem Gang zum Supermarkt und dem Plan, dass man gleich dringend noch Kochwäsche waschen muss. Und so lange diese Dinge gnädiger Weise nicht eintreten, sollten wir uns alle mal mehr locker machen.

Um meine neu gewonnene Milde zu unterstützen, übe ich mich gerade täglich im Meditieren. Aber es ist ein steiniger Weg bis zur Erleuchtung: Im Moment habe ich jeden Morgen das Gefühl, als ob eine Horde kreischender Affen mit Orchester durch meinen Kopf marodiert und mich auslacht. Aber wollen wir doch mal sehen, ob ich die nicht auch irgendwann loslassen kann.

In diesem Sinne: let it go…

Deine Meike

Leave A Comment

Your email address will not be published.