Voller Eindrücke und Zeit für Ruhe – Sri Lanka

Liebe Meike,

ich bin voll mit neuen Eindrücken. Sri Lanka hat in jeglicher Hinsicht meine Erwartungen übertroffen – positiv wie negativ. Ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll.

Vor einer Woche bin ich morgens um 6 Uhr in Colombo angekommen. Wider Erwarten – kein Fahrer der mich erwartete. Dabei hatte ich mir vorher extra einen über das Hostel gebucht, in weiser Voraussicht, dass ich bei meiner Ankunft müde sein werde. Da stehe ich also in der Ankunftshalle, keine Sri Lankien Rupien in der Tasche, völlig erschöpft und tausend Namensschilder vor meiner Nase, nur mein Name war nicht zu finden.

Nach erfolgreicher Suche nach einem Bankautomaten machte ich mich auf den Weg zu den Taxis. Wie in allen asiatischen Ländern wurde ich direkt umzingelt von Fahrern. Ich begann also um den Preis zu handeln. Doch schnell musste ich feststellen, dass das ergebnislos sein würde. Kein Entgegenkommen. Entweder ich willige ein, oder ich werde nicht gefahren. Ein geradezu respektloses Auftreten mir gegenüber. Ich muss zugeben, eine neue Erfahrung für mich. Und es sollte leider auch kein Einzelfall auf dieser Reise bleiben. Als Frau zählst du hier nicht viel.

Endlich im Taxi, direkt in die Rush-Hour nach Colombo rein. Eine Stunde hat die Fahrt gedauert. Mein Rücken war nass vor Angstschweiß, als ich ausgestiegen bin. So einen Verkehr habe ich noch nicht erlebt. Da war Bali gar nichts gegen. Colombo ist wuselig, voll, bunt, staubig, eine Mischung aus verfallenen Häusern, Wellblechhütten und dazwischen tolle Bauten im Kolonialstil. Ein bunter Mix von allem und total faszinierend. So ganz anders als andere asiatische Städte.

Für die erste Nacht hatte ich direkt einen Glücksgriff mit meinem Hostel. Kann ich nur empfehlen – Drift BnB Colombo. Bereits am ersten Tag habe ich Erin, eine Amerikanerin, Laura aus Barcelona und Philipp aus Flensburg kennen gelernt. Was den Einstieg in die Stadt etwas erleichterte. Ich muss zugeben, ich war doch etwas überfordert mit den ganzen Eindrücken.

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Mir war schnell klar, dass ich sobald wie möglich raus aus der Stadt wollte. So beeindruckend diese auch ist, sie ist dennoch ziemlich erschlagend. In Sri Lanka bietet es sich an mit dem Zug zu reisen. Was mir jedoch nicht klar war – in Sri Lanka sind gerade Ferien. Ich komme also am Bahnhof an um mir ein Ticket in den Süden nach Mirissa zu kaufen. Eine riesen Schlange vor dem Schalter. „It`s all full. Aaaall fulll! No seat.“ entgegnete mir der Mann hinter der Glasscheibe. Ich blieb hartnäckig. Denn was ich schon gelernt hatte, hier ist gar nichts organisiert. Und man benötigt viel Geduld, wenn man zum Ziel kommen möchte. Ich ergatterte also doch ein Ticket für den nächsten Tag morgens um sieben Uhr in der ersten Klasse (umgerechnet für ca. 6 Euro). Ich war sehr glücklich über meine Sitzplatzreservierung, denn die Züge sind oft überfüllt. Die Leute hängen sogar draußen an der Tür und fahren mit.

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Die Zugfahrt führte entlang am Ozean, durch Slums und den Dschungel mit einer wahnsinnigen Botanik. Insgesamt dauerte diese 4 Stunden, statt wie angekündigt 2 Stunden. Ja, hier dauert alles immer länger als gedacht. Glaube mir, ich meckere nicht mehr über unsere Bahnverspätungen. Eine Frau aus Saudi Arabien, welche ich am Strand kennengelernt habe, sagte mir, dass sie es bei ihrem Besuch in Deutschland ganz erstaunlich gefunden hätte, dass unsere Bahnzeiten im Minutentakt angekündigt werden. Das sei ja total verrückt – Ankunft 12.52 Uhr. In ihrem Land wird höchstens im 15 Minuten Takt gezählt. Das sei die kleinste Einheit. Aber das würde zu uns Deutschen passen, immer durch getaktet.

Sri Lanka ist wirklich ein Ort zum Runterkommen. Hier kommst du nicht weit mit Organisation und Planung. Man benötigt Zeit und Geduld. Selbst der Bus hat keine festen Stops. Du hebst die Hand an der Straße und er hält für dich. Möchtest du aussteigen gibst du dem Mann neben dem Fahrer ein Zeichen und der Bus hält. Du siehst, kein fester Plan und Geduld benötigt man auch, da es vorkommen kann, dass der Bus alle 20 Meter hält.

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Angekommen in Mirissa bin ich leider in einem miesen Partyhostel gelandet. Definitiv nicht meine Welt. Ich war völlig gestresst und müde von der Reise und den ganzen Eindrücken. Also habe ich mich spontan dazu entschieden mal das Backpackerleben sein zu lassen. Die letzten Wochen mit meiner Rückkehr nach Deutschland und die OP hängen mir noch in den Knochen. Mir ist nach Ruhe und viel Schlaf in einem Zimmer für mich alleine. Also habe ich mich in einem wundervollen Resort einquartiert. Ein Geschenk an mich selbst. Nun liege ich also auf meinem Kingsizebett mit Blick auf den indischen Ozean. Ein tolles Gefühl, wenn du morgens aufwachst und dein Blick auf den einsamen Strand fällt. Das war die richtige Entscheidung. Ich komme endlich zur Ruhe.

Küsse an dich.

Deine Katha

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