Episode III – Turramurra, ein Ort, an dem die Welt noch in Ordnung scheint.

Episode III 

Mit meinem gepackten Rucksack machte ich mich auf zum Bahnhof. Das Paar vom Flughafen wohnt in einem Suburb von Sydney. Die Fahrt dorthin dauert etwa 45 Minuten. Ich saß in einem Pendlerzug. Die Pendler scheinen sicht nicht von den Deutschen zu unterscheiden. Je mehr ich mich Turramurra näherte, umso größer wurden die Autos, die Pools und Häuser. Die Vorgärten mit Liebe zum Detail arrangiert, mehrere Hunde im Garten und eine kleine Straße mit Einkaufzeile.  

Heide (Mitte 50) holte mich an dem kleinen Bahnhof ab. Pinkes Poloshirt, Perlenohrringe, Basecap und eine Legging. Gemeinsam kauften wir für das Abendessen ein. Auf dem Weg zum Haus ein Abstecher zu ihrer besten Freundin. „Ich schaue immer auf dem Rückweg vom Einkauf auf einen Gin Tonic bei Karen vorbei. Magst du Gin Tonic?“ Ja, ein Drink kam mir nach der letzten aufregenden Nacht entgegen. Die Australier scheinen einen Hang zum Alkohol zu haben. 

Wir kehrten in eine kleine Straße ein, ein Känguru kreuzte die Straße. Scheint dort nicht unüblich zu sein. Das Haus, mit Säulen vorm Eingang, war riesig. Eine Haushälterin öffnete die Tür. Eine Perfektion von Schönheits-OPs und Kosmetika begrüßte uns in der Küche. Ich war beeindruckt von ihrem knallfarbenem Blümchenkleid, Pumps und der dunkle Lippenstift auf die Kontur genau gezogen. Wir setzten uns an den Tresen.  

Das Gespräch kam schnell auf meine erlebte Nacht, die ich hinter mir hatte. Seit 29 Jahren sei sie mit ihrem Mann verheiratet. „Ich kenne die Tricks. Man muss nur wissen wie.“, sagte Karen.  

Tja, meine Liebe, wir scheinen noch viel lernen zu müssen. „Ich stelle oft die Tampons bewusst zentriert ins Badezimmer. Dann lässt mich mein Mann im Bett in Ruhe.“ Ich fragte mich, ob der Mann keine Ahnung von der Biologie der Frau hat. Karen ist Ende fünfzig und hat ganz offensichtlich ihre Menopause bereits erreicht. Außerdem fülle sie immer das Billigshampoo in die teuren Flaschen um, da sich ihr Mann darüber beschwerte, dass sie so viel Geld für das Shampoo ausgibt, dann könne er es schließlich auch benutzen. Er würde den Unterschied nicht merken. Weiter ging es mit Themen, wer welche neue Frisur aus der Nachbarschaft hat. Ob nun Paul oder Lisa die Haare besser schneidet, und welche Spielchen auf der Junggesellenenabschiedsparty ihrer Tochter gespielt werden sollten. Ich kam mir deplatziert vor. Bei solchen Themen kann ich nicht mitreden.  

Nach einer faszinierenden Stunde weiter,dann zu Heidis Haus. Geradezu ein Palast. Hatte Karens Haus doch „nur“ zwei Stockwerke, fand ich hier drei vor. Eine riesige Verranda, auf dem Geländer saßen Papageien und Kakadus. Ein Pool, ein eigenes Badezimmer und ein großes Schlafzimmer für mich alleine. Jackpot, würde ich sagen! Besser hätte ich es nicht antreffen können. Und dann auch noch Essen umsonst. Ja, ich mutiere langsam zum sparwütigen Traveller 😉

Heidi hat drei Söhne, alle um die zwanzig. Zwei davon auf dem Internat. Einer davon daheim. Überhaupt sei man nur an diesen Ort gezogen, damit die Kinder gut aufwachsen. Das Abendessen mit Mann und Sohn verlief ruhig. Man sprach über die Renovierung der Ferienwohnung in Florenz und der bevorstehende Urlaub in den Florida Keys. Ich kam mir vor wie in einer anderen Welt. Ein interessanter Einblick war das.

Für meine darauf folgende Nacht zog ich dann jedoch das Hostel vor. Wollte ich doch noch ein mal Sydney bei Nacht erleben.

Du siehst, ich habe ereignisreiche Tage hinter mir. Abwechslungsreich und so voller Einblicke. Ich bin gespannt, was mich nun an der Ostküste erwartet.  

Du hörst wieder von mir, Süße!

 

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