Californication und das Glück im Unglück
Liebe Katha,
wir sind wieder vereint! In San Francisco. So weit wie geplant. Aber doch eben ganz anders. Wie so oft im Leben. Ich sage doch immer: „Wenn Du das Schicksal zum Lachen bringen willst, schmiede Pläne“. Und gerade höre ich es dreckig kichern…
Mittwoch früh klingelte gegen halb sieben mein Handy. Es war mein Abflug-Tag und ich schon voller Vorfreude auf zwei Wochen Road-Trip durch Kalifornien mit Dir. Doch dann hatte ich Dich weinend am Telefon. Ich noch im Halbschlaf, total verpeilt. Dein Handgelenk gebrochen, alles unsicher. Du hilflos, enttäuscht. Alles anders. Ich verstand nur Krankenhaus, Trip gestorben, Schmerzen. Keine Ahnung, ob Du nach Deutschland musst für eine OP und wenn ja: Wann. Kein Plan wie es weiter geht. Aber dann hast Du gesagt, dass Du mich gebrauchen kannst, da in Kalifornien. Es war ein kurzes Telefonat. Danach stand auch ich erstmal unter Schock. Was nun?! Fliege ich jetzt knapp 12h nach San Francisco, um dann in zwei Tagen wieder nach Köln zurück zu kommen?! Hab ich dafür Wochen lang durch gearbeitet? Und nun das?Aber dann hab ich auf meinen Bauch gehört und der hat trotz Unsicherheit und Angst JA gesagt. Also bin ich geflogen.
Und jetzt bin ich hier. Schon als Du mich in Mission an der BART Station abgeholt hast, hab ich gesehen: Alles wird gut! Du sahst verwildert aus und trotz Gips happy.
Ja, ich bin jetzt hier Krankenschwester, Make-up-Artist, Schuh-Löffel, Dusch-Hilfe, Friseurin und Nagel-Designerin. Außerdem Schlepp-Esel und im wahrsten Sinne des Wortes rechte Hand. Aber auch wenn erst alles danach aussah, dass es schwierig wird und schlimm, ist es aber eben nicht nur das, sondern auch vor allem eines: TOLL. Wir haben eine phantastische Zeit zusammen und machen mehr als das Beste aus den widrigen Umständen. San Francisco ist UNSERE Stadt. Individuell, bunt, blühend, kreativ. Aber auch dreckig, hart, stinkend und schnell. Aber immer spannend. Ich kann mich kaum satt sehen und zu meinem Jetlag kommt noch die permanente Reizüberflutung dazu.
Durch Deinen Unfall ist mir wieder klar geworden, wie fragil unser Leben ist. Nur ein falscher Schritt, im falschen Moment, am falschen Ort und schon kann sich alles ändern. Aber deswegen sollte man sich nicht ängstlich und vorsichtig verkriechen. Nein, viel mehr sollte man dem Leben alles abtrotzen, was es zu bieten hat. Und zwar in jedem Moment. Nimm alles mit. Du weißt nie, was morgen ist. Warte nicht. Und wenn es anders kommt, versuche trotzdem Dein Glück in die Hand zu nehmen.
Gestern sind wir in einer spontanen Hauruck-Aktion in wunderbarer Begleitung in den Yosemite-Park gefahren. Mal eben vier Stunden hin und dann abends mal locker wieder vier Stunden zurück. Unfassbare Natur, Sonnenlicht über den Feldern, trashige Ami-Ortschaften, gute Musik… Und da sah ich so aus dem Fenster, die Landschaft zog vorbei und ich wusste: Mann, bin ich glücklich gerade. Wie oft denkt man erst retrospektiv, dass man zu irgendeiner Zeit verdammt glücklich und zufrieden war? Wie selten ist es, dass man das Glück am Schopf packen kann, ihm ins Gesicht gucken und sagen: Da bist du ja! Und wie verrückt das ist, dass es gerade jetzt vorbei schaut, wo doch alle Zeichen auf Unglück standen.
Während Du in unserer neuen Unterkunft in der Wanne planschst (das geht auch einarmig…), schreibe ich diese Zeilen und bin froh, dass wir es uns gut gehen lassen und alles so nehmen und meistern. Wir sind ein eingespieltes Team und deinen Lidstrich zaubere ich Dir schon in weniger als einer Minute mittlerweile 😉
Wir werden sehen, was der Arzt am Dienstag sagt und ich hoffe, dass es weder für Dich noch für uns das Ende des Reise bedeutet. Aber selbst wenn: Das schaffen wir auch noch.
Denn: Trust the process. Enjoy the journey.
Deine Meike
Jetzt hab ich Pippi in den Augen!
Genießt euer Freundschaftsglück und ich drück die Daumen für Dienstag!!! Liebe Grüße aus Panama ❤
Oh-wie-schön-ist-Panama 🙂
Dankeschön und Dir auch eine wunderbare Reise!
Liebe Sara,
etwas verspätet – aber dank dir für deine lieben Grüße.
Die letzten Wochen waren ganz schön chaotisch. Zum Glück habe ich so tolle Freunde!
Ich drücke dich.
Schöner Text! 💜 Ich finde es gut, dass ihr es so nehmt, wie es kommt und die Zeit trotzdem genießt. Es gibt ja auch schlimmere Orte auf der Welt, in denen man stranden kann, als San Francisco…😉 Alles Gute für Dienstag!!!
Danke Dir! Wir drücken uns auch die Daumen und hoffen das Beste! Kuss aus San Francisco:-*