Das Ding mit den wichtigen Dingen im Leben.

Liebe Meike,

ich habe intensive Tage hinter mir.

Meine letzten Wochen habe ich mit Krankenhausbesuchen, Befunde lesen, Internet Recherche und gut Zureden verbracht. Keine Frage, als mich die Nachricht der Krankheit erreichte, wollte ich für meinen Vater da sein. Erstaunlich, wie schnell sich der Körper auf Funktionieren umstellt. Ich wollte stark sein, meinem Vater Stabilität geben. Die ersten Tage habe ich mich wie ein Roboter durch die Onkologiestation bewegt. All diese Menschen dort – jung wie alt – die gegen dieses A*loch von Krebs kämpfen.

Erst in den letzten Tagen beginne ich die Bedeutung dieser Nachricht zu registrieren. Die erste Aufregung hat sich gelegt. Mein Vater und ich haben gute und auch schwierige Gespräche geführt. Zu Themen, die schon lange offen waren. Manchmal saßen wir auch in einem Café und haben uns einfach nur vereint angeschwiegen. An einem Tag waren wir im Zoo. Wir haben ewig Zeit im Aquarium mit Fotografieren verbracht. Am Ausgang des Zoos nahm mein Vater meine Hand: „Ich hatte vergessen, wie viel Spass das machen kann.“

Es ist schon komisch, dass oft erst ein einschlägiges Erlebnis passieren muss, bis man Zeit findet, sich mit den wichtigen Dingen im Leben auseinanderzusetzen. Wieder herausfindet, was einem Spass gemacht hat, wohin man eigentlich mal wollte, oder auch wieder mehr Zeit mit seinen Lieblingsmenschen verbringen möchte.

Ehrlich gesagt, wenn ich genauer darüber nachdenke, haben mir die letzten Tage gut getan. Durch die intensive Zeit sind mein Vater und ich wieder näher zusammen gerückt. Wir haben uns miteinander auseinandergesetzt. Etwas, was wir schon länger nicht mehr getan haben. Verrückt, aber ich fühle mich nun stärker, stärker als vor meiner Zeit in Berlin.

Ich bin nun wieder bereit weiterzureisen. Ja, ich versuche es noch ein drittes Mal! Meinem Vater geht es den Umständen entsprechend gut. Der Therapieplan steht. Und im Notfall bin ich nicht aus der Welt.

Es wird Zeit, dass ich mich wieder meinem „Ding“ widme. Meiner Reise.

Ich küsse dich.

Deine Katharina

 

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