Lach doch mal.

Liebe Katha,

während Du Dir noch die Physio-Einheiten um die Ohren haust, ist bei mir der Alltag wieder eingekehrt. Aber Dank phasenweise Sonnenschein und einer positiven Grundstimmung, ist meine Laune gut und ich entspannt.

Das äußert sich bei mir dann verrückter Weise auch in meinem Gesichtsausdruck. Man nennt es Lächeln.

Wie man wissenschaftlich bewiesen hat, bewirkt Lächeln angeblich nicht nur eine Veränderung des Gesichtsausdrucks, sondern führt auch zu mehr Wohlbefinden. Es werden im Körper Endorphine ausgeschüttet, die dazu führen, dass sich seelische und körperliche Schmerzen verringern und man sich allgemein besser fühlt. Quasi eine super Droge ohne Nebenwirkung. Man sollte meinen, dass man sich so einen phantastischen Stoff doch gerne die ganze Zeit rein dengelt. Oder?!

Naja, leider eben nicht. Zumindest nicht in Deutschland, wobei ich hier nicht in das „Alle Deutschen sind immer miesepetrig und ziehen ne Fresse“-Horn stoßen will. Okay, vielleicht doch ein bisschen. Erwischt 😉

Aber mal ganz im Ernst: Wenn ich hier die Straße entlang laufe und der Gehweg ist so schmal, dass man sich bewusst ausweichen muss, dann lächle ich die Person, mit der ich die „Ich-links-du-rechts-und-die Einkaufstüten-wechsle-ich-in-die-andere-Hand-um-dich-nicht-zu-rammen“-Nummer spiele, meist kurz an.

Aber: Meine nicht wissenschaftlich gestützte Erhebung hat ergeben, dass in 70% der Fälle, mich die Menschen entweder erschrocken angucken, weg gucken oder mich böse anstarren. Die wenigsten lächeln einfach mal eben kurz zurück. Warum ist das bitte so?!

Lächeln funktioniert, wie man weiß, auch als gesellschaftlicher Code. Soll heißen: Wenn Menschen sich im Alltag ein Lächeln schenken, bedeutet das normalerweise ein Ausdruck von Freude, des friedlichen Willens, der Höflichkeit oder der Aufnahme von Kommunikation. Was daran ist also so verwerflich, dass einen die meisten Leute angucken, als hätte man ihnen ein unsittliches Angebot gemacht oder wolle ihnen eine dubiose Versicherung andrehen?! Verdammt, zieht euch doch mal den Stock aus dem A****!

Gerade in Zeiten wie dieser, in der überall auf der Welt die Scheiße so hoch kocht, dass man am liebsten an manchen Tagen einfach im Bett bleiben möchte und sich die Decke über den Kopf ziehen, ist es vielleicht um so wichtiger, manchmal im ganz normalen Miteinander ein bisschen freundlicher, ein bisschen offener und ein bisschen netter zu sein.

Jeder hat auch mal einen schlechten Tag, auch darum geht es nicht, aber es ist einfach auffällig, wie skeptisch, misstrauisch und übel launig ein Großteil der Menschen ist. Mann muss sich ja nicht mit jedem Passant, jeder Kassiererin, jedem Busfahrer gleich anfreunden und wie ein 1000-Watt-Strahler auf Ecstasy rumlaufen, aber hier und da mal die Mundwinkel heben, macht doch unser aller Alltag etwas einfacher. Finde ich.

In diesem Sinne schenke ich Dir ein breites Lächeln und freue mich, Dich bald zu sehen,

Meike

 

 

 

 

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