Nur zu Besuch.

Liebe Meike,

hier sitze ich nun. In deinem Wohnzimmer. In Deutschland.

Während du im fernen Afrika wundervolle Eindrücke sammelst, kämpfe ich mit dem „nach Hause kommen“. Schon bei meiner Abreise habe ich mir die Frage gestellt, wie es wohl nach so langer Zeit sein würde zurück zu kommen.

Zu Beginn – Euphorie. Endlich alle Freunde wiedersehen. Von dem Erlebten berichten können. Deutsches Brot und ein Land, in dem meine Sprache gesprochen wird. Der Freizeitstress war vorprogrammiert.

Und dann waren da diese ganzen Besichtigungstermine. Ein einziges Ablaufen von Köln. Eine Wohnung, manche würden auch eher die Bezeichnung „Bude“ verdienen, nach der anderen zu unverschämten Preisen. Wie ein Zombie bin ich durch die Straßen gelaufen. Kam mir das Ganze doch so unwirklich vor – wie ein Ausflug in meine Vergangenheit.

Im Büro wurde ich begrüßt mit „Wow, du bist schon zurück. Die Zeit verging wie im Fluge.“ Ja? Für mich nicht. Während hier für alle der Alltag stattgefunden hat, war meine Zeit geballt mit Erlebnissen und voller Intensität. Und was war hier? Alltag? Gewohnheit? Das Leben läuft halt weiter. Ich finde es erschreckend und beruhigend zu gleich festzustellen, dass sich hier eigentlich gar nichts geändert hat.

IMG_20170111_224411_465Aber die Frage, die ich mir nun immer wieder stelle, wie passe ich da noch rein? Hat sich hier nichts verändert, so habe ich mich doch verändert. Mein Gefühl mit mir ist anders. Oft komme ich mir deplatziert vor. Ich habe mal gelesen, dass du dich auf die Reise als „Deutscher“ begibst, zurück kehrst du jedoch als „Weltbewohner“ mit dem imaginären Rucksack auf dem Rücken. Ja, das kann ich nun bestätigen.

Manchmal ist mir, als würde ich mir selber über die Schulter schauen. Bei dem Versuch eine E-Mail zu schreiben, meine Aufgaben für den Tag zu strukturieren, und dann diese durchgängige Kommunikation – völlige Überforderung! Wie habe ich das früher nur gemacht?! Erst jetzt wird mir bewusst, wie entschleunigt ich bin. Abends liege ich total ermattet auf deiner Couch und genieße einfach nur Ruhe.

Wenn ich es mir recht überlege, dann fühle ich mich wie zu Besuch. Ich wurde von allen sehr willkommen geheißen. Was ein schönes Gefühl ist. Und doch bin ich irgendwie nur der Gast. Der Beobachter von außen. Eine gewohnte Umgebung, die ich für mich neu entdecken muss. Der alte Platz, den ich hier mal hatte, den habe ich auf meiner Reise verloren.

Nicht schlimm. Nur ein bisschen beängstigend. Genau das hatte ich heraus gefordert. Einmal den Reset-Knopf drücken, bitte.

Es liegt nun an mir, was ich daraus mache. Ich habe von meiner Reise so viele Pläne, Ideen und Gedanken mitgebracht. Ein gutes Gefühl. Pläne haben und wählen können. Alles steht mir offen.

Ich sehe uns schon in meiner neuen Küche sitzen. Eine Flasche Wein – vielleicht auch zwei – auf dem Tisch. Rum spinnen über die Irrungen und Wirrungen, die uns in den letzten Monaten umtrieben haben. Pläne schmieden und uns freuen, dass wir wieder einander haben.

Komm schnell wieder.

Deine Katharina

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