Isn´t it ironic?!

Liebe Katharina,

es ist Weihnachten und Du tankst nun langsam die letzten Sonneneinheiten Deines Trips. Und da wir beide wissen, dass die Zeit rast, bist Du schon bald wieder hier. Genieße die letzten Wochen, aber hab nicht zu viel Angst vor dem nach Hause kommen. Auch wenn die Sonne hier noch eine Weile braucht, warten Deine Freunde und Deine Familie auf Dich. Ich vermisse Dich in meinem Leben, komm mal langsam wieder heim…

Das Jahr geht nun zu Ende. Als passionierte Teilzeit-Esoterikerin weiß ich, dass wir die Wintersonnenwende schon vor ein paar Tagen hinter uns gebracht haben und die Tage nun wieder heller werden. Unmerklich erst, aber jeden Tag ein bisschen. Das Licht kommt zurück. Bei den Nachrichten aus der ganzen Welt und in dieser Woche auch aus Berlin, kann man sich nur wünschen, dass das Licht nicht nur am Himmel wiederkehrt, sondern sich allgemein wieder blicken lässt. Ich habe das Gefühl, dass mich diese Geschehnisse immer stiller und erschöpfter werden lassen. Mir aber auch immer mehr zeigen, wie wichtig es ist, in seinem Leben dafür einzustehen, dass Hass und Intoleranz auf keinen fruchtbaren Boden fallen und man sich laut dagegen stellt. Oft bleibt einem vielleicht wirklich nur, den eigenen kleinen Mikrokosmos klar zu halten und zu versuchen, mehr Liebe in die Welt zu senden und für seine Werte einzustehen. Aber abstumpfen sollte man nicht immer mehr, auch wenn dies manchmal ein schwieriges Unterfangen ist. Sich nicht immer mehr distanzieren von dem, was geschieht.

Etwas, was immer wieder Distanz schafft, ist permanente Ironie. Versteh mich nicht falsch, Du kennst mich: Ironie ist mir wahrlich in keinem Kleid fremd. Aber ich bemerke so oft, wie Viele Ironie dazu nutzen, einfach nichts mehr an sich ran zu lassen. Wie mit Teflon beschichtet kann man dann durch sein Leben gleiten. Egal, was an einen heran getragen wird, mit hochgezogener Augenbraue und ironischem Abstand, schafft es nichts, bis zum Herz durchzudringen.

Und das nicht nur, wenn es um Weltgeschehen geht. Hier funktioniert das augenscheinlich ganz passabel, denn was ist leichter, als sich immer ironisch über andere zu erhöhen, wenn man selbst keinen Plan hat?! Da bietet es sich doch an, öffentlich erstmal einen ganzen Sack voll Tränen lachender Emoticons auszupacken, bevor man sich darüber mokiert, wer welchen dämlichen Lösungsansatz hatte. Aber natürlich vermeidet man, selbst etwas Konstruktives anzufügen.

Und im Privaten glaubt man auch so oft, dass das die richtige Herangehensweise ist. Wer alles immer ironisch verpackt, kann nie festgenagelt werden. Wie praktisch. Man hat ja nichts so richtig ernst gemeint, war doch alles ironisch. Und wer dann doch eine Verbindlichkeit von seinem Gegenüber einfordert, kann dann ganz leicht als Nix-Raffer abgestempelt werden. Hallo?! War doch Ironie?!

Wie gesagt, es geht nicht darum, der guten, alten Ironie den Garaus zu machen, bewahre! Nur sollte man sich manchmal fragen, ob es Selbstschutz ist, alles nur noch mit bitterem Augenzwinkern auszusprechen. Es ist viel schwerer zu greifen, wenn jemand sich durch permanente Ironie entzieht, aber es macht es nicht besser oder nahbarer. Wer sich nie angreifbar macht, bleibt eben immer allein. Wer nie eine Aussage trifft, zu der er stehen möchte und für die er brennt, kann sich auch nicht über alle anderen stellen. Man sollte den Mut haben, Fehler zu machen. Und zwar in allen Bereichen des Lebens. Wer nichts wagt, wird auf den ersten Blick nicht scheitern, aber sich wahrscheinlich auch nicht wirklich bewegen.

Und wer sein Herz verschließt, in dem man nichts mehr an sich und seine vermeintliche Überlegenheit heran lässt, kann auch nicht mehr spüren, wie es den anderen geht. Und was wir dringender als alles dieser Tage brauchen, ist genau das: Empathie. Mit leiden. Mit spüren. Das Herz öffnen.

In diesem Sinne: Let Love Rule*

Deine Freundin Meike

 

 

 

 

 

 

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