Lektionen

Liebe Katha,

manchmal ist das Leben ein Arschloch. Man plant, ackert, macht und tut, doch das Leben zuckt nur unbeeindruckt mit den Schultern und zischt dir zu: „Mir doch egal!“.

Man ist sich so sicher, dass man jetzt endlich dran ist, dass es los geht, weiter geht, man endlich die Früchte ernten kann, von den Dingen, die man schon vor so langer Zeit aussäte.  Tja, denkste. Ein Knüppel nach dem nächsten saust dir zwischen die Beine und bringt dich zu Fall. Am Anfang ist man noch völlig baff und fragt sich, wo das jetzt herkam?! Fast empört umgeht man das Hindernis. Und denkt so süß naiv, dass es das dann jetzt aber bestimmt war, an Schwierigkeit. Und während man sich noch aufrappelt, erwischt dich schon der nächste Faustschlag mitten in der Fresse. Nimm das! Und so geht es irgendwie weiter, bis man genug Staub für drei gefressen hat und ungläubig auf die Blessuren guckt, die man sich eingefangen hat.

Aber dann, wenn man tatsächlich schon fast aufgegeben hat und sich schicksalshaft der ganzen Scheiße im Alltag ergeben will, bemerkt man etwas ganz Erstaunliches: Man entwickelt eine unfassbar gesunde Fick-Dich-Einstellung. Fick dich, du ätzendes Jahr, du miese Phase. Nicht mit mir! Ich lach‘ dir ins Gesicht und steh einfach immer wieder auf. Komm doch, wenn du dich traust!

Und dann, ganz plötzlich, begreift man, dass es vielleicht genau das ist, was das Leben dich lehren wollte: Demut. Raffen, dass alles, was man so als Katastrophe wahrnimmt, einen nicht umbringt. Dass man mehr Ressourcen hat, als man vorher glaubte. Dass es eben dazu gehört, dass man strauchelt, scheitert, dass sich alles verzögert. Dein Zeitplan ging nicht auf, Rechnung mal wieder ohne den Wirt gemacht. Aber was soll´s?! Die Umwege werden nicht umsonst sein.

Gerade in diesen Phasen ist man gezwungen, eine ehrliche Bestandsaufnahme zu machen. Wer ist auch in solchen Zeiten an deiner Seite? Auf welches Wort kannst du zählen? Wer will dich nur im Party-Modus um sich haben? Wer ist ein guter Berater und wer hat keine Ahnung? Man ändert den Blickwinkel und bemerkt plötzlich, dass man in einigen Bereichen vielleicht echt auf dem Holzweg war. Und nur durch diese Verzögerung unterbricht man die blinde Raserei nach vorne und checkt nochmal gegen: Passt das?!

Und auf einmal merkt man, wie die Energie zurück kommt, die Ideen neue Wege gehen, sich Dinge lösen und ganz einfach ergeben. Man tanzt durch die Küche und freut sich ganz tief drinnen plötzlich darüber, dass man deutlich spürt, wie stark man ist. Die Umstände mögen sich gar nicht komplett geändert haben, aber das Mindset ist ein anderes. Ist doch irre, wie das eine ganze Situation ändern kann?! Wenn manches zusammenbricht, spürt man noch viel mehr, wie viel Glück man damit hat, mit so viel Wahnsinns-Lieblings-Menschen gesegnet zu sein. Mit Liebe und Freundschaft und Glanz und Gloria, auch mitten im Nebel.

Alle Zeiten, auch die guten, gehen halt zu Ende. Aber eben auch die schlechten. Alles fließt. Und ich hab Bock.

In diesem Sinne,

Deine Meike

 

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