Liebe Katha,

wie Du ja weißt, bin ich großer Fan davon, Traditionen mit Freunden und Familie zu pflegen und neue zu schaffen. Oder nenn es von mir aus nicht Tradition, sondern einfach den Wunsch, viel mehr gute Zeit mit den Menschen zu verbringen, die einem am Herzen liegen.

Eine Sache, die wir jedes Jahr im Frühling machen, ist mit Freunden ein Wochenende raus zu fahren zum wandern. Wenn die Natur explodiert, alles blüht und die Allergiker unter uns so richtig Disco haben, fliehen wir aus der Stadt. Wir suchen uns im Vorfeld ein kleines Hotel, irgendwo im Grünen. So gelegen, dass man direkt vor der Tür los wandern kann, mit viel frischer Landluft in den Stadt-Lungen. Da aber das Naturerlebnis noch viel schöner ist, wenn man dazu viel und gut essen kann, suchen wir auch danach die Location aus. Naja, der Wein und diverse andere Kaltgetränke gehören auch dazu, is klar…

Ich als Pfälzer Mädchen plädiere ja immer für die Pfalz. Pfälzer Wald, tolle Weine, nette Menschen, Sonnenschein und ich, die alle Beteiligten nervt, weil ich mich anhöre, als ob der Pfälzer Tourismus-Verband mich Gehirn gewaschen hätte. Hat er aber nicht. Ich sag nur die Wahrheit. Ist einfach schön da.

Letztes Jahr waren wir im Seehaus Forelle bei Ramsen. Herrlich war es! Tolles Essen, tolles Hotel. Alles gut. Nur zu empfehlen.

Dieses Jahr dachten wir an die Eifel. Hier wandern wir auch öfter mal eine Tagestour, wenn uns das Kölner Beton-Grau zu viel wird, aber diesmal wollten wir auch übernachten. Knapp zwei Stunden von Köln entfernt in Meerfeld.

Was soll ich Dir sagen, liebe Katha: Es war herrlich! Wunderschönes Wetter, sommerliche Temperaturen, Sonne satt und beste Menschen.  Man ist nur ein Wochenende weg, aber es fühlt sich an, wie eine Woche Urlaub. Kopf aus, Sonne rein. Endlich mal wieder Zeit, sich ausgiebig zu unterhalten, sich wieder wahrzunehmen und zu bemerken, warum man schon so lange befreundet ist. Vielleicht weil man einfach den gleichen Wahnsinn teilt. Oder den selben Sinn für Loyalität unter Freunden. Weil man gemeinsam über die alten Zeiten redet und dabei neue Erinnerungen schafft. Mir geht das Herz auf, wenn ich daran denke, was für tolle Menschen ich in meinem Leben wissen darf. Die ersten warmen Frühlingsnächte gemeinsam mit mehreren Flaschen Grauburgunder in Grund und Boden lachen. Mein Vorsatz: Noch viel öfter raus aus der Stadt!

Wir buchten für unseren Trip dieses Jahr die „Feinschmeckertage“ im Hotel Maarium.  Der Service war sehr nett, wenn auch das Ambiente des Hotels eher Geschmacksache ist. Aber sei es drum. Ich will ja nicht in die Eifel, um mir Interieur-Inspiration zu holen. Die Umgebung war für Wanderungen top und darum ging es uns ja.

Nur eine Sache hat mich echt geärgert: Im Vorfeld hatten wir bei der Buchungsanfrage angegeben, dass zwei Vegetarier dabei sind und ob man das Arrangement etwas umdisponieren könnte. Das wurde sehr nett bestätigt. Ich war also entspannt und freute mich auf Veggie-Essen.

Wenn dann aber am ersten Abend der Küchenchef an den Tisch kommt und erstmal ne Viertelstunde Vegetarier-Bashing betreibt und wortreich kund tut, dass ja außer der zwei anwesenden Vegetarier, alle „normal“ sind und die Vegetarier ja auch „selbst Schuld“, geht meine Laune dann doch in den Keller. Hallo?! Abgesehen davon, dass ich ein zahlender Gast bin, sollte es doch selbst in der tiefsten Eifel-Provinz möglich sein, keine toten Tiere zu essen, wenn man das nicht will. Und vor allem: Sich nicht so eine gequirlte Kacke reinziehen zu müssen. Der Küchenchef hat dann schnell gemerkt, dass er und ich nicht mehr die besten Freunde werden… Wie zu befürchten war, gab es dann als vegetarische Variante Beilagen mit Beilagen. Selbst Schuld, ne?! Ich für meinen Teil wünsche dem Koch, dass auch er es schafft, seinen kulinarischen Horizont zu erweitern und zu begreifen, dass vegetarisch oder vegan verrückter Weise gar nichts mit Verzicht oder gar „selbst Schuld“ zu tun haben. Aber da alles andere so schön war, gräme ich mich nicht und sage mal wieder:

Let Love Rule!

P.s.: Jedes Jahr mit Dir im Cabrio durch Kalifornien zu heizen, wird allerdings eine teure, neue Tradition… Da sollten wir variieren 😉