Solche Tage

Liebe Katharina,

schön zu lesen, dass Du den Post-it-Zetteln entsagst und loslässt.

Genau das ist es, was einem hier in Costa Rica immer begegnet: PURA VIDA! Oder im weitesten Sinne: Wenn Du Gott zum lachen bringen willst, schmiede Pläne. Bringt alles eh nix. Also lieber Vorfreude walten lassen, als Stress.

Ich habe das Hochland Costa Ricas hinter mir gelassen und vermisse es schon ein wenig. Der letzte Stop nahe des Vulkans Arenal war auch wunderschön. Ich vermisse die grünen Hügel und die Spitze des immer noch aktiven Vulkans, die meist in den Wolken steckte. Die unschöne Stadt La Fortuna, umringt von riesigen Hotelanlagen, haben wir fein ausgelassen und uns auf der anderen Seite des Kraters im Essence Arenal einquartiert. Frisches vegetarisches Essen, Yoga am Morgen und auch dementsprechend (sehr angenehmes) alternatives Publikum. Was genau nach meinem Geschmack war. Und ein irrer Blick auf den Vulkan. Ich bin so verknallt in Costa Rica!

 

 

Wir haben uns entschieden, den Cerro Chato zu besteigen, ein erloschener Vulkan nahe des   Arenals. Aber so einfach war das gar nicht… 500 Höhenmeter waren zu überwinden und was soll ich sagen: Ich war ganz schön im Sack! Über Wurzelstufen, schlammige Pfade und durch Geäst ging es steil bergauf. Köln ist nicht gerade für seine Höhenluft bekannt und das hat man meiner Atmung wohl angemerkt. Oben angekommen geht es dann auch gleich wieder runter zu der Lagune, die malerisch in dem Krater liegt.

Lagune Cerro Chato

Sogar schwimmen kann man in dem See. Ich hab es aber vorgezogen meine Kräfte zu sparen, zudem lag Nebel in der Lagune. War trotzdem ein Erlebnis und ein gutes Workout oben drauf! Vielleicht sollte ich mit Geländeläufen beginnen? Naja, vielleicht warte ich damit auch bis zur nächsten Midlife Crisis…

Weiter ging es Richtung Karibik Küste, nach Tortuguero. Und dort kam dann das, gegen was man sich mit keiner Planung der Welt auf Reisen wappnen kann: Ein scheiß Tag. „Solche Tage“ eben.

Es fing damit an, dass auf dem Boot nach Tortuguero (die völlig verschlammte Karre lässt man auf einem bewachten Parkplatz) eine Gruppe junger Französinnen neben uns saß. Katha, kannst Du mir sagen, warum es immer noch so negative Frauen geben muss?! Zickige Blicke auf alle anderen (weiblichen) Reisenden, Dauer-Selfie-Duckface-Alarm, kein Blick für irgendwas. Dazu Gequassel und Kokos-Sonnenöl aus der drei Liter Sprühflasche für alle, die hinter ihnen im Fahrtwind saßen. Selbst der Aligator auf einer Sandbank, den wir passierten, ließ sie nur gelangweilt kurz die GoPro zücken. Vielleicht lautet die richtige Frage eher, warum ich mir von solchen Hühnern die Laune verhageln lasse. Aber ich habe eben noch einen langen Weg vor mir zu Achtsamkeit und Liebe für alle. Ich bleib dran, versprochen…

Leider ging es so weiter: Tortuguero voll und hektisch, die Menschen unfreundlich und ich irgendwie überall Fehl am Platz. Alle meine Klamotten und alle Bücher lagen während der Überfahrt im Wasser und waren (bzw. sind) pitschnass. Unterzucker-Reizbarkeit gepaart mit dunklem, stickigem Zimmer in unserer Unterkunft. Ich war sicher: Tortuguero und ich, das wird nix.

Und was soll ich Dir sagen, meine Negativität wurde wieder einmal Lüge gestraft! Am nächsten Tag verbrachten wir eine wunderbare Kanu-Tour über die weit verzweigten Flussarme des Nationalparks Tortuguero und schlossen eine Wanderung an. Wir haben die Tour bei einer deutschen Biologin gebucht (Barbara Hartung), die nicht nur das perfekte Auge für die versteckten Tiere aller Art hat, sondern auch jede Menge Ahnung. Außerdem ist sie etwas eigen und -so wirkte es- sehr leidenschaftlich bei der Sache. Solche Frauen mag ich, unangepasst und ein bisschen schrullig. Da braucht die Welt mehr von, als Gegengewicht zu den Heidi Klums und Duckface-Boot-Urseln dieser Erde.

Tortuguero

Tortuguero

Außerdem hatten wir drei bezaubernde Mit-Paddler im Kanu, mit denen wir noch den ein oder anderen Plausch bei Essen und Bier hielten. Eins der wunderbaren Dinge auf Reisen: Interessante Menschen streifen, die man zuhause nie so ausführlich gesprochen hätte. Auch das kann man nicht planen, nur passieren lassen.

Selbst das Dorf war auf einmal leerer und die Leute entspannter. Und als das Karma wieder im Fluss war, wuppte auch der Rest: Das Hotel  hat uns wegen einer Fehlbuchung upgegradet und das schönste Zimmer ist jetzt unseres.

In diesem Sinne: Let love rule!

 

 

 

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