Reiseplanung und die Angst vorm Loslassen.

Liebe Meike,

wie herrlich es ist von dir aus Costa Rica zu lesen. Die Bilder regen zum Träumen an. Und ehrlich gesagt, erreichen deine Worte mich zum richtigen Zeitpunkt.

Ich sitze hier und wälze gerade einen Reiseratgeber nach dem nächsten. Freunde und Familie schicken mir gut gemeinte Links zu diversen Reiseblogs, Artikeln und zu Vorträgen wie „Reisen mit wenig Geld“. In Gesprächen wird mir ein guter Rat, ein Tipp oder „Du musst unbedingt mit Tom sprechen, der war auch schon in Vietnam“ mitgegeben. Die Auswahl einer Auslandskrankenversicherung, Testberichte über die richtige Kamera, Termine für Impfungen – meine To Do Listen werden immer länger. Kurzum – ich bin gestresst!

Die so sehr ersehnte Auszeit, die mir zur Ruhe verhelfen soll, wird zu einem Projekt. Ein Projekt mit Kalkulationstabellen, Post-Its und Terminen. Empfohlen wird eine Reisevorbereitung von mindestens drei bis hin zu sechs Monaten. Dabei möchte ich „einfach“ nur ein halbes Jahr raus. Raus aus dem Alltagsstress.

Als ich eine Lösung mit meinem Arbeitgeber gefunden, mit meiner Familie gesprochen und die ersten Flüge gebucht hatte, dachte ich, ich hätte es geschafft. Jetzt könnte es los gehen. Aber da sitze ich nun vor all den Ratgebern und weiß nicht wo mir der Kopf steht. Wie soll ich wissen, welche Hose ich am liebsten in fünf Monaten an irgendeinem Ort tragen möchte? Oder ob ich lieber mit Handgepäck oder großem Rucksack reisen möchte?

Und während mich all diese Fragen umtreiben, ertappe ich mich. Wieso möchte ich allen Eventualitäten vorbeugen? Für jede Situationen gewappnet sein? Die Angst davor, etwas zu verpassen. Nicht das Beste rauszuholen. Immer optimieren.

Möchte ich nicht diese Reise machen, um mal die Projektmanagerin hinter mir zu lassen? Und, wie du bereits festgestellt hast, einfach mal machen. Ja, ich möchte Umwege gehen, und Vietnam nicht bereits durch den Reiseführer entdecken. Auch auf die Gefahr hin, dass ich Orte vorfinden werde, die mir nicht gefallen werden. Aber gehören diese nicht auch zu einem Land? Und wer weiß, vielleicht werde ich hier auch mit einem atemberaubenden Wasserfall belohnt. Und sollte ich die falsche Hose tragen, was soll es, dann werde ich eine andere finden.

Hier also meine erste Lektion, obwohl meine Reise noch nicht begonnen hat, Loslassen! Scheiß auf die „perfekte“ Planung. Es wird so oder so eine grandiose Zeit…

 

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